Zins- und Rezessionsängste sowie die Sorge, dass die Zentralbanken trotz Gegensteuer die Inflation nicht in den Griff bekommen könnten, sorgen an den Kapitalmärkten nach wie vor für Unruhe. Steigen die Zinsen zu schnell und zu stark, gefährdet dies das ohnehin wegen Lieferkettenproblemen und geopolitischer Unsicherheiten beeinträchtigte Wirtschaftswachstum. Vor diesem Hintergrund dürfte die Volatilität hoch und die Stimmung an den Börsen weiterhin fragil bleiben. In Asien sorgte eine Intervention der chinesischen Zentralbank zumindest kurzfristig für Rückenwind an den Aktienmärkten.
Die Reihe von enttäuschten US-Konjunkturdaten setzte sich gestern fort und so blieb die Stimmung an den Aktienbörsen angeschlagen. Angesichts der Aussicht auf kräftig steigende Leitzinsen, nimmt die Angst vor einer starken Konjunkturverlangsamung in den USA zu und trübt damit die Risikobereitschaft der Investoren. An der Wall Street fiel der Dow Jones Industrial gestern auf den tiefsten Stand seit März 2021 und schloss -0.75% tiefer bei 31'253.13 Punkten. Der S&P 500 gab um -0.58% auf 3'900.79 Punkte nach und an der Technologiebörse Nasdaq gingen die Indizes rund -0.45% tiefer aus dem Handel, unweit des in der letzten Woche erreichten Tiefststandes seit November 2020. Belastet wurde die Stimmung auch durch negative Unternehmensnachrichten. So senkte beispielsweise der Netzwerkausrüster Cisco wegen anhaltender Lieferkettenprobleme seine Jahresumsatzziele. Die Aktien brachen daraufhin um fast -14% ein und notierten auf dem tiefsten Niveau seit November 2020.
In Asien widersetzten sich die meisten Aktienbörsen den erneut negativen Vorgaben aus den USA und notieren zum Wochenschluss grösstenteils im positiven Bereich. Angeführt werden die Gewinne von der Hongkonger Börse, wo der Hang Seng heute um rund +1.8% zulegen konnte. In Shanghai handelt der Composite-Index rund +1% im Plus und in Tokio gewinnt der Nikkei 225 rund +1.2%. China kündigte unterdessen die Senkung eines wichtigen Zinssatzes für langfristige Kredite an, um die aktuelle Abschwächung der Konjunktur abzumildern. Die Fünfjahres-Prime-Rate, eine Referenzgrösse für Immobiliendarlehen, wurde von 4.6% auf 4.45% gelockert.
Am Anleihenmarkt sank die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen zeitweise auf 2.78% und damit den niedrigsten Stand seit Ende April. Dies, nachdem die Rendite vor gut einer Woche mit 3.2% noch den höchsten Wert seit Ende 2018 erreicht hatte. Aktuell notiert die Rendite der zehn Jahre laufenden Treasuries bei rund 2.85%.
In Japan stieg die Kern-Verbraucherpreisinflationsrate, also ohne Berücksichtigung der volatilen Energie- und Lebensmittelpreise, im April auf +2.1% und damit erstmals seit März 2015 über das von der Bank of Japan fixierte Ziel von 2.0%. Hintergrund ist aber nicht eine stärkere Inlandsnachfrage, sondern vielmehr steigende Importpreise. Japans Zentralbank dürfte damit verstärkt unter Druck kommen, ihre langjährige ultralockere Geldpolitik aufzugeben.
Wie zuvor der Empire State der New Yorker Fed, deutete auch das Geschäftsklimabarometer der Notenbank von Philadelphia im Mai auf eine deutliche Stimmungseintrübung im Industriesektor hin. Der sogenannte Philly Fed-Indikator fiel dabei stärker als erwartet von 17.6 Punkten auf 2.6 Zähler zurück. Analysten hatten im Schnitt lediglich einen Rückgang auf 15.0 prognostiziert. Knapp über null Punkten deutet der Philly Fed-Indikator gerade noch auf eine moderate Wirtschaftsaktivität in der Industrieregion rund um Philadelphia hin.
In den USA sorgen höhere Häuserpreise und gestiegene Hypothekenzinsen für eine geringere Aktivität am Immobilienmarkt. So sanken die Verkäufe bestehender Eigenheime im April um -2.4% gegenüber dem Vormonat, wie die National Association of Realtors berichtete. Der Rückgang war bereits der Dritte in Folge und etwas stärker als von Analysten erwartet.
MEZ | Land | Indikator | Letzte Periode |
08:00 | GB | Einzelhandelsumsätze (April, M/M) | -1.4% |
08:00 | DE | Erzeugerpreise (April, J/J) | +30.9% |
13:45 | DE | Bundesbankpräsident Nagel spricht | |
16:00 | EZ | Konsumentenstimmung (Mai) | -22.0 |
Land | Unternehmen | Periode |
CH | Richemont | Q1 |
US | Deere & Co | Q1 |
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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG
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